Don´t worry, be Hippie!

Lange Mähnen, Glockenhosen und ein Schild mit der Aufschrift: „I saw God – and she was black“: Sozialkritik aus den Sechzigern in einer flotten und top-aktuellen Inszenierung – das ist „Hair“ auf der Bühne des „Bernoulli Musicals.

Vom 3. – 5. März 2017 singen, spielen und tanzen die jungen Künstler des Gymnasiums Wien 22 in vier Vorstellungen. Schulaufführung wohl, aber der Zuschauerraum im Festsaal des Donaustädter Hauses der Begegnung ist bis auf den letzten Platz gefüllt und die Darsteller glänzen in ihren Rollen. Die Inszenierung hält sich an die Filmversion von Miloš Forman aus dem Jahr 1979. Ergänzt wurde mit einzelnen Pointen und Seitenhieben zum Schulgeschehen, auch aktuelle Sozialkritik hat Platz. So in der Szene bei der Stellung, als nach fünf Hippies ein Mädchen in Uniform sich zum Dienst meldet: „Wir können für unsere Familien kämpfen, wir können sogar regieren.“ Die Schlussszene am Soldatenfriedhof fehlte, was dem Stück die schwere Dramatik nimmt. Statt dessen verabschiedete Dieter Holzapfel, verantwortlich für Drehbuch, Schauspiel und Organisation, das Publikum mit den launigen Worten: „Don´t worry, be hippie.“

Sozial ausgerichtet ist das Projekt unabhängig vom jeweiligen Thema des Musicals: Ein Team aus Lehrkräften und Schülern bereitet im Lauf nur einer Woche die Vorstellung vor. Die Inszenierungen sind jeweils etwas gekürzt vom Original und auf die Möglichkeiten der Schulbühne hin umgearbeitet, doch abendfüllend und beeindruckend. Alle sind eingeladen mitzuwirken – beim Schlussapplaus stehen Burschen und Mädels auf der Bühne, Jugendliche mit offenem Haar, mit Kopftuch oder mit Blütenstirnband. Auf der Bühne oder dahinter bringt jeder seine jeweiligen Fähigkeiten ein – Unterricht findet in der Vorbereitungswoche faktisch nicht statt. Trotzdem versicherte Gesamtleiterin Maria Kubena den Schülern nach der Vorstellung heuer: „Was ihr in der letzten Woche im sozialen Sinn gelernt habt, ist wichtiger als die Matura.“

Wechselnde Besetzungen mit insgesamt 1500 Mitwirkenden haben seit 2004 unglaubliche 23 Tausend Besucher unterhalten und mitgerissen. Die Aufführungen sind nicht nur für Schüler und Angehörigen ein Fixpunkt im Jahr, auch Lehrkräfte, Absolventen und Freunde kommen. Begonnen hat es vor 13 Jahren mit einer Aufführung von „Hair“ in der Aula der Schule, mit „Hair“ schließt sich heuer der Kreis. Nicht nur einige Ensemble-Mitglieder werden nach hoffentlich bestandener Matura im heurigen Sommer die Schule verlassen, die Musik-Pädagogin und Gesamtleiterin der Musical-Produktionen Maria Kubena wird in Pension gehen. Aus gesicherter Quelle ist bekannt, dass es Überlegungen bezüglich einer Nachfolgerin gibt, aber noch fehlt eine sichere Zusage. Schulgemeinschaft und langjährige Fans hoffen auf eine Weiterführung.